Wie gut können Sie mitfühlen, wenn es jemandem schlecht geht? Oder sich für jemanden freuen, wenn die Person glücklich ist? Empathisch zu sein und sich in andere hineinversetzen zu können, gilt als besonders gute Eigenschaft. Geteiltes Leid ist halbes Leid, heißt es im Volksmund. Aber stimmt das wirklich?
Die Neurowissenschaftlerin Olga Klimecki hat an der Universität Genf Studien über empathischen Stress durchgeführt. Sie unterscheidet dabei zwischen emotionaler und kognitiver Empathie. Gerade wenn uns leidende Menschen sehr nahe stehen, laufen wir in Gefahr, deren Leid näher an uns herankommen zu lassen, als allen Beteiligten gut tut. Darf man sich abgrenzen, wenn es einem unserer Lieben so schlecht geht? Oder gebietet es die Menschlichkeit, den Schmerz mitzuempfinden?
Als gesünder beschreibt Olga Klimecki die kognitive Empathie: den Schmerz bis zu einem gewissen Grad mitzufühlen und dabei die eigene Belastbarkeitsgrenze zu spüren. Dann gilt es, ein inneres Stoppschild zu setzen und gleichzeitig das Wohlwollen für diese Person und das Bedürfnis zu helfen aufrecht zu halten. Alle, die mit leidenden Angehörigen zusammenleben, wissen, wie groß diese Herausforderung ist.
Es gibt keine Messlatte dafür, wann die Schwelle der Belastbarkeit erreicht ist, das muss jeder für sich selbst spüren. Was oft verdrängt wird: Mitgefühl mit sich selbst zu haben, ist mindestens genauso wichtig wie die Empathie für den leidenden Mitmenschen.
Da dieser “Tipp” auch auch in anderen Medien erscheint, ist er in der “Sie-Form” verfasst. Weitere Tipps findest du auf meiner Homepage: www.egold-konzept.de
