Faszination Hypnose

Hypnose hatte für mich als Kind schon eine große Faszination. Die Vorstellung, andere Menschen in einen Trancezustand zu versetzen und mit der Kraft des Wortes zu beeinflussen oder gar zu lenken fand ich sehr aufregend. In der Pubertät träumte ich oft davon, wie die Fähigkeit hypnotisieren zu können in Bezug auf die Zuneigung des anderen Geschlechts sehr von Vorteil sein könnte. Damals hatte ich noch die Vorstellung, ein Hypnotiseur habe so etwas wie eine angeborene „Zauberkraft“. Später erfuhr ich, dass die Kunst des Hypnotisierens jeder lernen kann und es keiner besonderen Begabung bedarf.

Meine erste Hypnoseerfahrung machte ich mit Mitte 20. Ich fuhr nach Stuttgart um mich durch Hypnose in frühere Leben zurückversetzen zu lassen. Aus Neugier. Ich habe damals viele Bücher über Reinkarnation regelrecht verschlungen und hoffte insgeheim, mich als Dschingis Khan, Kaiser Nero oder zumindest als ein rechtschaffender Bäcker im 18. Jahrhundert wieder zu erleben.

Ich war völlig enttäuscht! Zunächst einmal war ich keineswegs „weggetreten“ und die tiefe Bewusstlosigkeit, die ich erwartet hatte blieb auch aus. Vielmehr hörte ich noch die Geräusche von der Straße und das Ticken der Wanduhr. Auch gingen mir Gedanken durch den Kopf, die mit der Sache, um die es gerade ging, nichts zu tun hatten. Trotzdem war es ein seltsamer Zustand, denn es tauchten außerdem vor meinem inneren Augen Bilder auf und vor allem Gefühle, die ich nicht zuordnen konnte. Da ich aber der Meinung war, die Hypnose habe nicht funktioniert, schenkte ich diesen Bildern wenig Beachtung, zumal sie ja auch nicht dem erwarteten historischen Film entsprachen.

Damit hatte sich das Thema Hypnose für mich zunächst einmal erledigt, aber die Faszination und das Interesse blieb trotzdem. 1982, also mit 30 Jahren besuchte ich ein Seminar „Persönlichkeitsentwicklung“ bei Prof. Hermann Felder. Dabei erlernte ich das „Autogene Training“. Damals machte mir mein deutliches Ãœbergewicht, meine 40-50 Zigaretten, Stress und eine ungesunde Lebensführung sehr zu schaffen. Ein ständig hoher Blutdruck war das Warnsignal. Nach dem Seminar habe ich täglich (wenn ich etwas an mir liebe, dann ist es meine Beständigkeit) 10 Minuten Autogenes Training gemacht, mindestens 2 Jahre und danach so, wie es mir danach war. Mit dem Autogenen Training, was ja eine Form von Selbsthypnose ist, konnte ich meinen Blutdruck deutlich verbessern und es kehrte mehr innere Ruhe ein.

Etwa 10 Jahre später erlernte ich die Technik des „Mentalen Trainings“ und dann war der Weg zu einer fundamentierten Hypnoseausbildung nicht mehr weit. Inzwischen gehört die Hypnose in meiner Arbeit als Coach und Verhaltenstrainer zu meinem wichtigsten „Handwerkszeug“.

So schließt sich häufig der Kreis im Leben: Was in der Kindheit schon eine große Faszination
ausgeübt hat, ist letztendlich über Umwegen
zu meinem Beruf und zur Berufung geworden.