Verhaltensmuster ändern ist leichter als viele glauben

Wer kennt das nicht? Es musste mal wieder die Lieblingsschokolade sein und hinterher ärgert man sich über sich selbst. Oder man kriegt einfach den Hintern nicht hoch, obwohl es gut wäre sich mehr zu bewegen. Eigentlich müsste man „Nein“ sagen, aber man lässt sich doch wieder etwas aufs Auge drücken. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach – so steht es schon in der Bibel. Brauchen wir also mehr Willenskraft, mehr Charakter?

Die Hoffnung, solche Situationen mit mehr Willenskraft meistern zu können haben die meisten längst als Illusion erkannt. Vielmehr machen wir alle, wenn wir ehrlich sind, die Erfahrung, dass wir Sklave unserer eingefleischten Verhaltensmuster sind, die das Gehirn verschaltet hat.

Können wir solche Verschaltungen löschen oder mit neuen überschreiben. Nein, die Hirnforschung lehrt uns, dass dies ist so nicht möglich. Was nun? Ganz aufgeben? Nein, natürlich nicht! Denn es gibt die Möglichkeit, Verhaltensmuster zu deaktivieren und neue Verschaltungen zu knüpfen. Das ist leichter als viele glauben.

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Ist Schokoladensucht heilbar?

Heute früh rief Miriam Hofmann* an. Sie konnte den Stolz in ihrer Stimme nicht verbergen. Ein halbes Stück Stollen am zweiten Feiertag – auf die zweite Hälfte hatte sie keinen Appetit mehr – und zwei dunkle Pralinen am Heiligabend waren ihre positive Feiertagsbilanz.
Als sie Ende September zu mir in den 12-Wochenkurs kam, hätte sie sich dies nie träumen lassen. Zwei Tafeln Schokolade waren ihr tägliches Maß und ihr Selbstwertgefühl war auf dem Nullpunkt. Es hatte sich zwar noch kein nennenswertes Übergewicht angesetzt, aber so konnte es nicht weitergehen.

Süßigkeiten waren bei dem Thema Abnehmen schon immer ein großes Thema, aber in den letzten Jahren scheint sich die Schokoladensucht deutlich gesteigert zu haben.
Liegt es an dem Schlaraffenland, in dem wir heute leben? In meiner Kindheit waren Süßigkeiten einfach nicht verfügbar. Oder an dem Stress und Druck des Alltages, den jeder auf seine Weise zu kompensieren versucht? Oder ist es gar die Werbung, die uns mit Millionenetats nach allen Regeln der Hypnosekunst manipuliert?

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Was Hänschen nicht lernt, das lernt eben Hans!

Die Hirnforschung macht’s möglich. Im Computerzeitalter kann
man das Gehirn scannen und dem Menschen regelrecht beim
Denken zuschauen. Inzwischen weiß man, dass sich die Hirnzellen,
die Neuronen, dauernd verändern und somit lernfähig
sind. Damit ist es wissenschaftlich bewiesen: Es ist möglich, sein
Verhalten oder seine Einstellungen auch dauerhaft zu verändern
und neue Fähigkeiten zu erwerben. Sogar bis ins hohe
Alter. Voraussetzung ist allerdings eine emotionale Beteiligung,
denn nur dann wird das Hormon Dopamin ausgeschüttet, das
als Klebstoff für neue Neuronenverbindungen dient. Deshalb
lernen wir auch immer das besonders gut, was uns Spaß
macht, wovon wir begeistert sind. Was uns nicht interessiert,
bleibt erst gar nicht hängen.

Wollen wir also unser Verhalten verändern oder neue Fähigkeiten
erwerben, müssen wir dafür sorgen, dass Dopamin
produziert wird, indem wir uns dafür begeistern. So kann auch
Hans noch lernen, was er als Hänschen nicht gelernt hat. Es ist
nie zu spät, sich zu verändern. Aber nur, wenn wir es mit Spaß
und Lust angehen. Die Freude macht’s.

Das moderne Coaching und Verhaltenstraining nutzt diese
Erkenntnisse der Hirnforschung und bewirkt so oft erstaunliche,
dauerhafte Veränderungen.

Dieser “Tipp” erscheint auch wöchentlich in verschiedenen regionalen Zeitungen und ist deshalb in der “Sie-Form” verfasst. Weitere Tipps findest du auf meiner Homepage: www.egold-konzept.de

Wie läuft der Opa?

Warum ist Gähnen ansteckend? Warum bekommen wir ein Lächeln meist zurück? Warum spüren wir, wenn den anderen etwas bedrückt? Warum weinen manche bei einem rührseligen Film mit? Und warum schnellt das Bein aus dem Sessel hoch, wenn beim Fußball im Fernsehen der Ball vor das gegnerische Tor geflankt wird?

Die Antwort liefert uns die Hirnforschung: Spiegelneuronen!

Bereits in den 90er Jahren hat eine italienische Forschergruppe um ihren Leiter Giacomo Rizzolatti an der Universität Parma diese entdeckt. Mehr aus Zufall, wie sooft. In Versuchen mit Schimpansen wollte man herausfinden, welche Lustzentren im Gehirn aktiviert werden, wenn Affen nach einer Nuss greifen. Dazu verkabelte man diese und beobachtete, wie ihre Neuronen (Hirnzellen) Cha-Cha-Cha tanzten.

Nach einer Weile machten die Forscher eine sensationelle Entdeckung: Nicht nur wenn der Affe selbst zur Nuß griff wurden Signale ausgesandt, sondern auch wenn ein anderer Affe oder sogar ein Teammitarbeiter die gleiche Handlung ausführte. Zusehen genügte also, um die gleichen Reaktionen in den gleichen Hirnregionen auszulösen. Die Spiegelneuronen waren entdeckt. Somit ist neurologisch erklärt, warum andere Menschen für uns ansteckend sind – im Guten wie im Bösen.

Bereits im Mutterleib bekommt unser Gehirn eine Grundausstattung an Neuronen, die wir von den Bezugspersonen kopiert (gespiegelt) haben. Danach geht es fleißig weiter. Auch wenn die Prägungen natürlich in den frühesten Jahren am stärksten sind, bleiben die Spiegelneuronen bis ins hohe Alter aktiv.

Kein Wunder, dass Kinder oft ihren Eltern ähnlich sind. Nicht nur vom Aussehen. Jemand lächelt wie die Mutter, läuft wie der Vater oder ist ein echter „Müller“ oder „Schmidt“. „Den kannst du nicht leugnen“, bekommt oft ein stolzer Vater zu hören.

Eine passende Lektion hat mir jüngst mein Enkel David mit seinen gut eineinhalb Jahren erteilt. Wir gingen im Kurpark spazieren. Ich lief gedankenversunken, die Hände auf dem Rücken verschränkt nach vorne gebeugt und mit Blick auf den Boden gerichtet. Im Zusammenspiel mit meinem eh schon ausgeprägten Rundrücken muss ich wohl das Bild eines wandelnden Spazierstockes abgegeben haben.
Plötzlich begann meine Frau laut zu lachen: David stolzierte mit tief gesenkten Kopf und nach hinten gestreckten Armen hinter mir her. „David, zeig noch mal, wie läuft der Opa!“ ermunterte sie den Kleinen. Sofort senkte sich der Kopf und die Armen schossen nach hinten. Die Freude darüber, etwas Neues gelernt zu haben, veranlasst ihn immer zu einem solch dreckigen Lachen, über das man sich einfach amüsieren muss. Das ist echt hörenswert, das ist göttlich… 😉
Dank der Spiegelneuronen weiß jetzt Davidchen, wie der Opa läuft und kann es auch auf Kommando nachmachen.

Hier ist das Beweisfoto:

Grund genug, mich künftig auf eine vernünftige Körperhaltung zu besinnen. Und mehr noch: Nicht nur was der Mensch sieht aktiviert die Spiegelneuronen, auch was er hört, fühlt, riecht oder schmeckt. So ein kleiner Wicht spürt sogar was wir denken und wie es uns geht.
Das ist natürlich nicht nur bei den Kleinen so, sondern bei allen Menschen und sogar bei höherentwickelten Tieren wie Hunden, Katzen oder Pferden, wie jeder Tierfreund weiß.

Zum Schluß sei aber noch ein wichtiges Kriterium genannt: Es muss eine gute Beziehung bestehen, damit richtig Saft auf die Spiegelneuronen kommt. (Lies dazu auch meinen Blog: „Warum es der eigene Affe sein muss“). Gott sei Dank ist das so, sonst wären wir der Willkür anderer Menschen schutzlos ausgeliefert.
Zumindest ein Erwachsener kann sich abgrenzen und eigene Erfahrungen, Einstellungen und Werte dagegen setzen. Ein Kind hat dies noch nicht und ist deshalb auf die Fürsorglichkeit der Großen angewiesen.

(Literaturempfehlung: Joachim Bauer: „Warum ich fühle, was du fühlst“ Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneuronen)