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Oft ist es lehrreicher, eine kluge Geschichte zu hören als tausend geistreiche Erklärungen. Eine ebensolche hat uns Gotthold Ephraim Lessing geschenkt:

Ein Mann hatte einen trefflichen Bogen von Ebenholz, mit dem er sehr weit und sehr sicher schoss und den er ungemein schätzte.

Einst aber, als er ihn aufmerksam betrachtete, sprach er: „Ein wenig zu plump bist du doch! Alle deine Zierde ist die Glätte. Schade! Doch dem ist abzuhelfen“, fiel ihm ein. „Ich will hingehen und den besten Künstler Bilder in den Bogen schnitzen lassen. “ Also ging er hin und der Künstler schnitzte eine ganze Jagd auf den Bogen, denn was hätte sich besser auf einem Bogen geschickt als eine Jagd? Der Mann war voller Freude. “Du verdienst diese Verzierung, mein lieber Bogen!” Gleich will er ihn versuchen; er spannt, und der Bogen zerbricht.

So weit Lessing. Was können wir daraus lernen? Es geht um Eitelkeit und Intoleranz, um Gier nach Schönheit und Perfektion, aber auch um Selbstzweifel und das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Vergleicht man sich permanent mit anderen und gibt sich für jede schwache Stelle ein dickes Minus, verblasst schnell das Selbstwertgefühl. Versucht man dann, diese vermeintlichen Defizite mit allerlei Verzierungen zu kaschieren, kann man nicht nur den Bogen überspannen, sondern ihn auch zerbrechen. Bleiben Sie lieber so, wie Sie sind.

Dieser “Tipp” erscheint auch wöchentlich in verschiedenen regionalen Zeitungen und ist deshalb in der “Sie-Form” verfasst. Weitere Tipps findest du auf meiner Homepage: www.egold-konzept.de

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