Veröffentlicht von: 5

Hast du schon deine Löffelliste erstellt?

Was eine Löffelliste ist? Darauf steht alles, beste_schlusswas du noch erleben möchtest, bevor du „den Löffel abgibst“. Eine respektlose Formulierung, meinst du? Zugegeben: Ja! Aber ich habe sie nicht zu verantworten. Der Begriff stammt aus dem Film „Das Beste kommt zum Schluss“ (amerikanischer Originaltitel „The Bucket List“). In den Hauptrollen spielen Morgan Freeman und Jack Nicholson zwei unheilbar an Krebs erkrankte Männer, die nur noch ein halbes Jahr zu leben haben. Gemeinsam erstellen sie eine Liste der Dinge, die sie in der verbleibenden Lebenszeit unbedingt noch tun wollen, ihre „Löffelliste“.

Die beiden alten Knaben arbeiten ihre Liste ab und tun all die verrückten Dinge, die sie schon immer machen wollten: Fallschirm springen, einen Shelby Mustang fahren, die Pyramiden und den Taj Mahal sehen, den Mount Everest besteigen, das schönste Mädchen der Welt küssen und noch manches andere.

Natürlich setzt der Film alles humorvoll und unterhaltsam in Szene, aber er gibt auch zu denken. Mach dir bewusst, dass unsere Zeit auf Erden begrenzt ist. Irgendwann gibt jeder einmal den Löffel ab. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt zurzeit 73 Jahre. Das sind rund 27.000 Tage. Davon verschlafen wir 9.000 Tage, bleiben noch 18.000 Tage. Wie du diese verbringst, liegt allein in deiner Zuständigkeit.

Immer derselbe Trott?

Was würdest du tun, wenn du genau wüsstest, bis wann deine Zeit auf Erden begrenzt ist? Was würdest du alles tun, wenn du die Garantie bekämst, dass es gut ausgeht? Was möchtest du dir oder anderen Menschen auf keinen Fall schuldig bleiben? Wie zufrieden bist du mit deinem Leben? Antwortest du auf die Frage „Wie geht’s“ öfter mit „Na muss ja“? Hast du tagein, tagaus denselben Trott? Wartest du darauf, dass es eines Tages von selbst besser wird?

Entschuldige bitte all die respektlosen Fragen. Natürlich habe ich kein Recht, mich in dein Leben einzumischen, aber vielleicht wirst du ein bisschen nachdenklich. Unser Gehirn gewöhnt sich schnell daran, morgens früh aufzustehen, seine Pflichten abzuarbeiten, ein bisschen fernzusehen und sich dann erschöpft ins Bett zu legen. Jeden Tag aufs Neue. Konstantin Wecker singt in einem seiner Lieder: „Jeden Tag derselbe Trott, da hab ich keinen Bock drauf. Irgendwas muss jetzt passieren, heute start’ ich ’nen Amoklauf.“ Refrain: „Laufen Sie doch mal Amok …“. Aber es geht nicht darum, um jeden Preis ein aufregendes Leben zu führen, bei dem sich ein Highlight an das nächste reiht, oder gar Amok zu laufen. Auch bedeutet ein prall gefüllter Terminkalender noch kein reiches Leben. Vielmehr sind Wahrhaftigkeit und Authentizität wichtige Zutaten für ein erfülltes Leben.

Was Sterbende bereuen

Die australische Krankenschwester Bronnie Ware landete einen Weltbestseller mit dem Titel „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“. Darin schrieb sie nieder, was ihr Sterbende in den letzten Stunden ihres Lebens anvertrauten. Dabei stellte sie fest, wie sehr sich die Aussagen ähnelten.

Am häufigsten wurde geklagt:

1. Ich wünschte, ich hätte mein wahres Ich mehr ausgelebt, nicht so gelebt, wie andere es von mir erwartet haben.

2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.

3. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine wahren Gefühle auszudrücken.

4. Ich wünschte, ich hätte mehr Kontakt zu meinen Freunden gewahrt.

5. Ich wünschte, ich hätte mir selbst mehr Glück zugestanden.

Was, wenn auch du auf deinem Sterbebett klagen müsstest: „Hätte ich doch damals …“ Was, wenn du dich gar nicht richtig getraut hättest, dein eigenes Leben zu führen? Was, wenn du in Ihrer eigenen Komfortzone dahingedümpelt wärst oder gar dein wertvolles Leben vertrödelt hättest?

Das eigene Leben leben

Schon Erich Kästner wusste: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Er nahm sich seine eigenen Worte bereits als Junge zu Herzen: „Wenn ich 30 Jahre bin, will ich, dass man meinen Namen kennt. Bis 35 will ich anerkannt sein. Bis 40 sogar ein bisschen berühmt.“ Das ist ihm gelungen, denn seine Kinderbücher verzauberten Millionen. Du musst nicht berühmt werden und dich auch nicht in Geschichtsbüchern verewigen, aber lebe dein eigenes Leben. In einer chassidischen Geschichte erzählt Rabbi Susja: In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: „Warum bist du nicht Mose gewesen?“ Man wird mich vielmehr fragen: „Warum bist du nicht Susja gewesen? Warum bist du nicht das geworden, was du eigentlich hättest werden sollen?“ Peter Rosegger sagte: „Das Dasein ist köstlich, man muss nur den Mut haben, sein eigenes Leben zu führen.“ Als Original geboren, sterben die meisten Menschen als Kopie. Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht? Was du am Ende wünschst getan zu haben, das tue jetzt. Die kleine Anleitung zum Erstellen der eigenen Löffelliste kann dabei hilfreich sein.

Wie erstelle ich meine Löffelliste?

1. Reserviere dir genügend Zeit, in der du ungestört bist. In zwei, drei Stunden kannst du Entscheidendes für dein Leben bewirken. Schalte alle Störungen aus, du hast einen wichtigen Termin – einen Termin mit deinem erfüllten Leben.

2. Mach ein Brainstorming, das ist eine kreative Methode zum Ideenfinden: ALLE Gedanken sind erlaubt. Egal wie verrückt, wie ausgefallen oder wie unmöglich es klingen mag, schreib alles auf. Unterdrücke und zensiere nichts. Das Vernünftig- oder Realistischsein kommt später. Hör nicht auf, bevor du 50 oder besser 100 Ideen notiert hast.

3. Jetzt kommt das Rosinenpicken. Gehe Punkt für Punkt durch und frage dich: Warum eigentlich nicht? Haben das andere Menschen auch schon getan? Warum also nicht ich? Stell dir im Geiste vor, wie du sich fühlen würdest, wenn du es realisiert hättest. Markiere alles, was sich besonders gut anfühlt.

4. Schreib die gefundenen Punkte fein säuberlich auf. Häng die Liste an die Wand oder dahin, wo du diese immer siehst. Es sollten mindestens zwölf Dinge darauf stehen. Nimm dir für jeden Monat einen Löffelpunkt vor und plane ihn ein wie eine Aufgabe, die erledigt werden muss. Hake jedes gelebte Ereignis ab und freu dich daran. Du wirst merken, wie sehr es dein Leben bereichert.

5 comments

  1. Frank Nolte

    Hallo Elmar,
    melde mich wieder nach langer Zeit (ich weiß zu lange)
    wollte mich bedanken über diese wunderbare Mail, die Du mir geschickt hast.

    Meine Frau und ich leben schon seit einiger Zeit nach dem Prinzip, tue es heute und nicht morgen, hab in dieser Zeit gemerkt dass ich viel ausgeglichener bin als vor ein paar Jahren.

    Nur mit dem abnehemen klappt es halt noch nicht so.

    Viele Grüße aus Rossdorf

    Frank Nolte

  2. Heidrun Schneider

    Lieber Elmar,
    ich habe mir alles genau durchgelesen und ja, Du hast wie immer RECHT.
    Ich werde mir die Zeit nehmen und ich werde auch meinem Mann, Sohn und meinen Freunden dies zeigen. Sie sollen auch über die wichtigen Dinge im Leben nachdenken.
    Vielen lieben Dank und bis bald. Heidrun

  3. Dagmar

    Noch besser wäre es,wenn ich mich den ganzen Tag mit dem beschäftige,was ich sowieso am liebsten tue.Dann wäre der Zweck meiner Existenz erfüllt

  4. Rose Goy

    Lieber Elmar,
    ja, so ist es – in Gedanken habe ich auch so eine „Löffelliste“ aber ich glaube, niederschreiben ist besser – Gedanken sind oft so flüchtig….

    Liebe Grüße
    Rose

  5. Lilo Mangelsdorff

    Lieber Elmar,
    deine ‚Löffelliste‘ kam direkt zu meinem Geburtstag, auch wenn ich eigentlich denke, vieles zu verwirklichen von dem, was ich möchte, ist es immer gut, mal wieder darüber nachzudenken und den Trott zu hinterfragen.
    Lieben Gruß
    Lilo

Schreibe einen Kommentar zu Rose Goy Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert