War man zu Großelternzeiten noch froh, etwas zum Zusetzen auf
den Rippen zu haben, wird heutzutage jede Speckfalte zum
Gesundheitsfeind Nr. 1 erklärt. In unserer Leistungsgesellschaft ist
Ãœbergewicht ein Makel, mit der Unterstellung, der Ãœbergewichtige
habe nicht genug Charakter, sich gegen den inneren Schweinehund
zu behaupten. Dies ignoriert völlig, was Hirnforscher herausgefunden
haben:
Verhaltensmuster ändern ist leichter als viele glauben
Wer kennt das nicht? Es musste mal wieder die Lieblingsschokolade sein und hinterher ärgert man sich über sich selbst. Oder man kriegt einfach den Hintern nicht hoch, obwohl es gut wäre sich mehr zu bewegen. Eigentlich müsste man „Nein“ sagen, aber man lässt sich doch wieder etwas aufs Auge drücken. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach – so steht es schon in der Bibel. Brauchen wir also mehr Willenskraft, mehr Charakter?
Die Hoffnung, solche Situationen mit mehr Willenskraft meistern zu können haben die meisten längst als Illusion erkannt. Vielmehr machen wir alle, wenn wir ehrlich sind, die Erfahrung, dass wir Sklave unserer eingefleischten Verhaltensmuster sind, die das Gehirn verschaltet hat.
Können wir solche Verschaltungen löschen oder mit neuen überschreiben. Nein, die Hirnforschung lehrt uns, dass dies ist so nicht möglich. Was nun? Ganz aufgeben? Nein, natürlich nicht! Denn es gibt die Möglichkeit, Verhaltensmuster zu deaktivieren und neue Verschaltungen zu knüpfen. Das ist leichter als viele glauben.
Werden Sie so, wie Sie wirklich sind
Unsere Herkunftsfamilie prägt das ganze Leben. Ist eine Frau
z. B. die älteste von sieben Geschwistern und die Familie hatte
Landwirtschaft, wird das Thema Verantwortung übernehmen
immer eine (zu?) große Bedeutung haben. Die Jüngste ist durch
ihre Stellung im Familiensystem anders geprägt als ein Einzelkind
oder das dritte Mädchen, dem ein Jahr später der heiß
ersehnte Junge folgt. Auch Familienschicksale oder Tabuthemen