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Ich mag Zitate, verkünden sie doch Weisheiten, kurz und treffend, für die Ewigkeit. Gerade las ich: „Wir sollen immer verzeihen, dem Reuigen um seinetwillen, dem Reuelosen um unsertwillen.“ Hört sich gut an. In der Theorie.

Da ich mich in 25 Jahren Coaching intensiv damit beschäftigt habe, wage ich, der ehrbaren Freifrau Marie Ebner von Eschenbach zu widersprechen, die uns vor gut hundert Jahren diesen Rat hinterlassen hat. Insbesondere was das Verzeihen dem Reuelosen gegenüber betrifft. Allerdings ist sie mit ihrer Meinung wahrlich nicht alleine. Alle namhaften Therapiekonzepte hängen das Verzeihen hoch auf. Wie komme ich also dazu, dagegen aufzubegehren?

G. W. F. Hegel hat das Verzeihen als einen Verzicht auf die Tilgung bestehender Schuld beschrieben, dies jedoch nachdrücklich von Versöhnung abgetrennt. Betroffenen, die womöglich ihr Leben lang unter seelischen Verletzungen leiden, nützen philosophische Betrachtungen herzlich wenig. Sie zu ermutigen, ja sogar zu nötigen, dem Reuelosen zu verzeihen und auf die Tilgung der Schuld zu verzichten, erscheint mir unlauter, ja sogar zynisch.

Also ein Leben lang leiden? Es gilt, inneren Frieden zu finden. Ver-geben im wahrsten Wortsinn kann ein Weg dahin sein. Die Schuld zurückgeben an den Verursacher, nicht mehr nachtragen – auch wieder wörtlich genommen. Ein Rückgabe-Ritual beispielsweise bei einer Aufstellung kann Frieden bringen.

Dieser “Tipp” erscheint auch wöchentlich in verschiedenen regionalen Zeitungen und ist deshalb in der “Sie-Form” verfasst. Weitere Tipps findest du auf meiner Homepage: www.egold-konzept.de

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