Wissen Sie, was ein Nocebo ist? Das ist gewissermaßen der böse Bruder vom Placebo, über das ich letzte Woche schrieb. Während das Wort Placebo im Lateinischen etwas Positives verspricht, nämlich: Ich werde gefallen, droht Nocebo: Ich werde schaden. Wird ein Placebo-Medikament verabreicht, kann es sein, dass der Patient die Nebenwirkungen eines nicht vorhandenen Wirkstoffs bekommt. Verrückt, oder?
Es kommt noch schlimmer: Eine Patientin wurde wegen Überfüllung der Klinik mit ihrem Bett in die Wäschekammer geschoben. Früher hatte sie einmal gehört, hoffnungslose Fälle bringe man zum Sterben dorthin. Am nächsten Tag war sie tot. Ärzte sollten um die Wirkung des Nocebo-Effekts wissen. Aussagen wie „Das wird jetzt gleich weh tun“ sind noch harmlos. Aber „Das werden Sie nie mehr los“ oder gar „Wenn es streut, haben Sie nicht mehr lange“ können verheerende Auswirkungen haben. Ein ethisches Dilemma für jeden Arzt, denn er ist auch zur Ehrlichkeit verpflichtet.
Der Nocebo-Effekt beschränkt sich nicht auf die Medizin, er ist allgegenwärtig in unserem Leben. Nicht immer ist es ein Arzt, wir selbst sind oft die Übeltäter, die eine selbsterfüllende Prophezeiung auslösen. So entsteht eine Rückkopplungsschleife zwischen Erwartung und Verhalten und der Betreffende sorgt unbewusst selbst dafür, dass sich das erwartete Resultat einstellt. Wenn Sie schon prophezeien, dann bitte nur zu Ihrem Vorteil.
Dieser “Tipp” erscheint auch wöchentlich in verschiedenen regionalen Zeitungen und ist deshalb in der “Sie-Form” verfasst. Weitere Tipps findest du auf meiner Homepage: www.egold-konzept.de
