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Verblüffend einfache Lösungen

Kennst du die Geschichte von der Frau, die so damit beschäftigt ist, das Wasser vom Boden aufzuwischen, dass sie nicht dazu kommt, den Wasserhahn abzudrehen? Oder die von Hein, der so besessen mäht, dass er auf den gut gemeinten Zuruf „Mensch, Hein, du musst deine Sense schärfen, die ist total stumpf!“ zurückruft: „Keine Zeit, ich muss mähen!“

„Nette Geschichten“, höre ich dich sagen, „aber im richtigen Leben ist das nicht so einfach.“ Mag sein. „Ich habe viel um die Ohren, es muss ja schließlich alles gemacht werden, ich bestimme das nicht alleine und außerdem gibt es nun mal Sachzwänge“, erklärst du mir vielleicht. Das mag alles so sein. Wie wir es auch drehen und wenden, es sind täglich ganz genau 24 Stunden, die jedem zur Verfügung stehen, da ist das Leben sehr gerecht. Egal ob jemand viel oder wenig zu tun hat. Und es werden auch keine 25 Stunden, wenn wir Frühstück und Mittag durcharbeiten, wie es in Witzen heißt. Zeit ist kein Optimierungsproblem, sondern eine sehr persönliche Sache. Deshalb liegt es an uns, Zeit so zu nutzen, dass sie uns gut tut. Wenn es doch so viel Zeit gibt und täglich Nachschub, was macht dann unseren Zeitmangel aus? Warum haben wir das Gefühl, nie genug Zeit zu haben? Sehen wir uns unsere Einstellung dazu genauer an.

Nach satt kommt schlecht

„Wo ist denn jetzt die verblüffend einfache Lösung, die in der Überschrift versprochen wird?“, wirst du vielleicht drängeln. Moment, ich muss dir erst noch etwas verdeutlichen. Unser Tag mit seinen 24 Stunden und der unendlichen Fülle von Möglichkeiten, was wir daraus machen können, gleicht einem riesig großen Galabuffet. Greif mit vollen Händen zu! Nimm dir leckere Garnelen, geräucherte Forellenfilets, Parmaschinken mit Melone, die schmackhaften Salate und nicht zu vergessen auch noch ein paar von den unwiderstehlichen Hackbällchen. Danach geht’s weiter mit der Spinatlasagne mit norwegischem Wildlachs, zarten Hühnerbrüstchen mit Tomatenrisotto, Hirschkalbsbraten mit Preiselbeersoße und zartem Tafelspitz mit Meerrettichsahnetunke. Auf jeden Fall musst du noch das rosa gebratene Roastbeef genießen, das auf der Zunge zergeht, die Schweinelendchen im Champignonrahm und die Seezungenröllchen mit Safranreis. Nicht Crème brûlée oder Pfirsich-Mascarpone-Creme mit Cookies ist die Frage, denn natürlich nimmst du eine große Portion von beidem und Eis mit heißen Himbeeren sowie Schokoladenmousse sind sowieso unverzichtbar. Manch einem wird schon vom Lesen schlecht …

Übertrieben? Vielleicht. Aber selbst der hungrigste Esser muss sich irgendwann geschlagen geben. Natürlich hast du das Gleichnis längst verstanden, du bist ja nicht begriffsstutzig. „Das kann man so nicht vergleichen“, maulst du? Warum denn nicht? Bietet dir das Leben nicht täglich ein gigantisches Buffet aller Möglichkeiten, die man sich nur vorstellen kann? Okay, du musst es noch selbst zubereiten, aber du hast ja auch 24 Stunden täglich zur Verfügung. Und hast du nicht letztendlich den Wunsch, in deinem Leben satt zu werden und dabei möglichst viel zu genießen? Nach „satt“ kommt bekanntlich „schlecht“, dann geht der Genuss flöten. Worin besteht also die Kunst, das Buffet wirklich zu genießen? Man muss auswählen – sowohl was einem am besten schmeckt, als auch welche Portionsgröße einem gut tut.

Die neuroemotionale Falle im Gehirn

Wer erfolgreich sein Leben meistern will, im Beruf ebenso wie privat, muss immer auswählen und klug mit seinen Kräften haushalten. Das ist gar nicht so einfach. Es geht nicht darum, noch schneller den Boden aufzuwischen oder zu mähen, sondern den Umgang mit seiner Zeit zu verbessern. Oft klagen wir, keine Zeit zu haben, und Benjamin Franklin redete uns sogar ein, Zeit sei Geld. Tatsächlich jedoch ist Zeit viel mehr wert als Geld. Das hindert uns nicht daran, oft nachlässig damit umzugehen. Was ist dir wertvoller: die Ballettaufführung deiner Tochter, die Geburtstagsfeier bei Freunden, das gemeinsame Abendessen mit der Familie, sich selbst etwas Gutes zu gönnen? Oder dass die Arbeit termingerecht fertig wird, man dir kein Fehlverhalten vorwerfen kann, die gute Beurteilung oder das Gefühl, keinem etwas schuldig geblieben zu sein – außer dir selbst? Das klingt doch alles nach Vernunft und gesundem Menschenverstand. Das Problem dabei ist allerdings, dass uns das Gehirn einen Strich durch die Rechnung macht. All unser Tun wird nämlich von Emotionen und damit von neurologischen Botenstoffen begleitet. Der biologische Mechanismus besteht darin, dass Dinge, denen wir Aufmerksamkeit schenken, automatisch wichtiger werden. Das hat die Evolution so eingerichtet, damit wir an etwas dranbleiben. Diese neuroemotionale Gesetzmäßigkeit kann dir zum Verhängnis werden, wenn du dich in eine Sache so reinkniest, dass du deine eigentlichen Prioritäten aus dem Auge verlierst.

Hast du nun deine verblüffend einfachen Lösungen gefunden? Oder brauchst du es noch schriftlich im Klartext? Also dann: Wähle bewusst deine Prioritäten und übernimm die Zuständigkeit dafür, dass diese in deinem Leben auch stattfinden. Lass nicht zu, dass angeblicher Zeitmangel dich daran hindert, die Dinge zu tun, die dir wichtig sind, und dass deine Wünsche und Träume unter der Last von Verpflichtungen begraben werden. Bestimme selbst über deine Zeit.

5 comments

  1. Rose Goy

    Lieber Elmar,

    Stimmt alles! Aber wie mit allem, wir müssen das Rad nicht neu erfinden, da ist aber so ein kleines Tierchen „Schweinehund“ genannt und mit diesem Biest habe ich immer zu kämpfen aber vielleicht sollte ich ihn mal streicheln ….

    Gruß Rose

    1. admin Post author

      Ja, liebe Rose, streicheln ist wirklich das Beste, was man mit ihm tun kann – und fragen, was er EIGENTLICH will…
      Liebe Grüße
      Elmar

  2. Werner Lumpreicht

    Lieber Elmar,
    eine schöne Geschichte, und wie immer ist viel Wahres dran. Aber wie das Leben so spielt, haben sich über Jahrzehnte Muster ins Gehirn gebrannt. Wenn man nicht wachgerüttelt wird, bleibt das auf Dauer so. Deshalb vielen Dank für Deine Geschichte, die uns zum Überdenken unserer Verhaltensmuster bringt.
    Liebe Grüsse
    Werner
    PS
    Ein Chef von mir hatt mal gesagt:
    Der Tag hat 24 Stunden, und wenn das nicht reicht nehmen wir noch die Nacht mit dazu.

  3. Carina Rippl

    Lieber Elmar,

    Herrn Lumpreicht kann ich mich zu 100 % anschließen.

    Deine Beiträge holen einen immer wieder auf den „Boden der Tatsachen“ zurück und bringen mich immer wieder zum nachdenken sowie auch zum umdenken. Auch wenn letzteres natürlich nicht so einfach ist.

    Danke dafür!

    Liebe Grüße,
    Carina.

  4. Dieter Schönwies

    Hallo Elmar,
    viel Wahrheit, nett verpackt.
    Hoffentlich leide ich nicht an Demenz.

    Morgentliche Grüße
    Dieter

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