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Von allen Urteilen, die wir in unserem Leben fällen, ist keines wichtiger als das Urteil, das wir über uns selbst fällen. Unser Selbstwertgefühl ist der Ruf, den wir bei uns selbst erworben haben. Unser persönliches Glück und die berufliche Karriere hängen maßgeblich davon ab, inwieweit wir über ein intaktes Selbstwertgefühl verfügen.Die innere Stabilität hat Auswirkungen auf unsere Gefühle, unser Verhalten, unsere Bezie­hungen und auf unseren Körper. Die Selbstwahrnehmung der eigenen Stärken und Schwächen beeinflusst tatsächlich jeden Moment der persönlichen Existenz. Leider ist man sich aber oft dabei selbst im Weg und verhindert so Zufriedenheit und Erfolg.

Was ist Selbstwertgefühl?

Selbstwertgefühl ist ein tief in uns wohnendes Gefühl von Vertrauen darauf, den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein, das Recht darauf, glücklich und erfolgreich zu sein und es verdient zu haben, seine eigenen Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Es ist auch das Vertrauen darauf, dazu fähig zu sein, genug Verstand, Tatkraft und körperliches Leistungsvermögen dafür zu haben. Das Selbstwertgefühl kann in unterschiedlichen Bereichen verschieden wahrgenommen werden. Der angesehene Professor kann in Liebesbeziehungen unsicher und schüchtern sein und die couragierte Mutter ist dem cholerischen Vater oder Mann gegenüber kleinlaut.

Wie baut sich das Selbstwertgefühl auf?

Kommt ein Baby zur Welt, hat es schon neun Monate „Erziehung“ hinter sich. Und zwar online. Es hat das Selbstwertgefühl und die diesbezüglichen Emotionen der Mutter quasi mit der Nabelschnur aufgesaugt.

Jeder wird in ein Familiensystem hineingeboren das ihn in irgendeiner Weise prägt. Familienthemen, Status der Familie, kollektive Ansichten und Glaubenssätze haben Einfluss auf unser Ich-Bewusstsein und damit auf das Selbstwertgefühl. Im Laufe unserer Kindheit wird unser Selbstwert stark von Rollenvorbildern wie Eltern, Verwandten, Lehrern aber auch von Freunden und Mitschülern geprägt. Überhaupt ist die Schule einer der größten Brutstätten für den Selbstwert. Noten legen fest, ob wir gut oder schlecht sind. Auch unsere Stellung in der Klassengemeinschaft prägt ungemein. Danach kommt die Ausbildung und das Erwachsenwerden, die erste große Liebe, die oft auch noch Auswirkungen auf die nachfolgenden Beziehungen hat. So kommt es immer wieder zu Wiederholungen von Mustern. Die Unstimmigkeit zwischen erlebten Erfahrungen und nun anderen, neuen Tatsachen macht uns nervös und es entsteht ein Drang, die bekannte Gefühlssituation wieder herzustellen.

Der Eintritt in das Berufsleben beeinflusst unseren Selbstwert oft noch einmal deutlich. Trotzdem baut es sich auf unsere frühesten Erfahrungen auf. Das kann dazu führen, dass jemand sich enorme Fachkenntnisse und Fähigkeiten angeeignet hat, tief im Innersten sich aber für nicht gut genug hält. Ein junger Produktentwickler wurde auf Grund seiner Leistungen zum Teamleiter gemacht. Da er jedoch nur ein sehr schwaches Selbstwertgefühl hatte, fühlte er sich wie ein Hochstapler und unbewusst boykottierte er sich selbst. Er kam unvorbereitet zu Sitzungen, verhielt sich patzig seinem Chef gegenüber und legte es regelrecht darauf an, zu zeigen wie unfähig er in Wirklichkeit sei.

Zusammenfassend kann man sagen:

Das Selbstwertgefühl steht auf zwei Beinen: Selbstwirksamkeit und Selbstachtung.

Selbstwirksamkeit ist etwas, was man selbst erwirken kann, durch Fleiß, Talent, Intelligenz oder Durchhaltevermögen. Der Erfolg ist messbar und die Erfolgserlebnisse stärken nachhaltig unsere Selbstwirksamkeitserfahrung.

Selbstachtung kann man nicht so einfach selbst machen. Selbstachtung entsteht auch ganz wesentlich dadurch, wie wir von anderen Menschen behandelte werden, ob wir dazugehören oder irgendwelche „Makel“ durch Aussehen, Herkunft oder irgendwelche körperlichen Merk­male haben, die uns eine Sonderstellung einnehmen lassen. Ist dies der Fall, kann die Selbst­achtung erheblichen Schaden erleiden.

Ist das „Bein“ der Selbstachtung schwach, passiert es oft, dass dem anderen „Bein“, der Selbst­wirksamkeit eine besondere Bedeutung zukommt, weil es die überwiegende Last tragen muss. Dies führt oft zur persönlichen Überforderung, zu hohen Ansprüchen an sich selbst und letztendlich ist es die Brutstätte für Burnout.

Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls

Unter diesem Titel hat Nathaniel Branden ein lesenswertes Buch geschrieben, das ich jedem sehr empfehlen kann. Die 6 Säulen benennt er mit:

1. Bewusst leben

Mache dir bewusst, was du tust und warum du so handelst. Ist es sinnvoll und warum? Oder solltest du es lieber anders machen? Stell dir diese und andere solche Fragen um dein Tun zu reflektieren. Bewusst leben heißt, eine Bewusstheit von allem zu haben, was mit unseren Handlungen, Absichten, Werten und Zielen zu tun hat – nach besten Kräften, entsprechend unseren Fähigkeiten, wie diese auch immer sein mögen – und uns in unserem Verhalten von dem leiten lassen, was wir sehen und wissen. Dann kannst du ein Leben außerhalb des Hamsterrades führen.

2. Sich selbst annehmen

Es ist ein unumstößliches Lebensgesetz: Wer sich nicht selbst annimmt, kann kein Selbst­wertgefühl haben. Selbstannahme und SWG sind so eng verknüpft, dass sie oft miteinander verwechselt werden. SWG ist etwas, was wir erfahren. Selbstannahme ist was wir selbst tun müssen. Oft fällt es aber schwer, sich selbst anzunehmen. Bei bestimmten Themen geht es leichter, bei anderen wieder nicht. Aber Liebe, auch Selbstliebe und Selbstannahme ist immer bedingungslos. Jeder möchte um seiner selbst willen geliebt werden und nicht unter bestimmten Umständen. Das bedeutet nicht, dass wir alles bei gut finden müssen. Manches müssen wir einfach akzeptieren, weil wir es nicht ändern können.

3. Eigenverantwortlich leben

Eigenverantwortlich leben heißt: Ich bin verantwortlich für die Erfüllung meiner Wünsche. Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen und mein Handeln. Ich bin verantwortlich für das Maß an Bewusstsein, das ich meiner Arbeit entgegen bringe. Ich bin verantwortlich für das Maß an Bewusstsein, das ich meinen Beziehungen entgegenbringe. Ich bin verantwortlich für mein Verhalten anderen gegenüber – Kollegen, Geschäftspartnern, Kunden, Kindern, Freunden, meinem Mann oder meiner Frau. Ich bin verantwortlich, wie ich meine Zeit schwerpunktmäßig nutze. Ich bin verantwortlich für die Qualität meiner Botschaften. Ich bin verantwortlich für mein persönliches Glück. Ich bin verantwortlich für die Werte, die ich für mein Leben wähle oder übernehme. Ich bin verantwortlich für die Erhöhung meines Selbstwertgefühls.

4. Sich selbstsicher behaupten

Sich selbstsicher behaupten bezeichnet man als Selbstsicherheit. Dieser Begriff wird meist in einen Topf geworfen mit Selbstbewusstsein oder mit Selbstwertgefühl. Es ist jedoch nur ein Teilbereich, nur eine Säule des Selbstwertgebäudes. Selbstbehauptung heißt, den eigenen Werten, Wünschen und Bedürfnissen Rechnung zu tragen und dies in angemessener Weise praktisch zum Ausdruck zu bringen.

5. Zielgerichtet leben

Mancher denkt dabei vielleicht zuerst an klare Umsatzziele oder konkrete Lebensziele, wie solche oft bei Managementseminaren im Focus stehen. So sinnvoll und wirksam sie auch sein können, dienen sie jedoch in erster Linie der Effizienz, der Steigerung des Leistungs­vermögens und damit der Selbstwirksamkeit. Erfolgserlebnisse, die daraus resultieren sind natürlich auch dem SWG zuträglich. Es geht bei der Säule zielgerichtet leben aber vor allem auch darum, seine Aufmerksamkeit auf das zu richten was man will und nicht auf das, was man nicht will. Dies scheint selbstverständlich zu sein, aber im alltäglichen Leben ist es dies oft gar nicht.

Jeder ist zuständig dafür zu wissen was er will, zu erkennen, was er dafür tun muss, zu beobachten, ob er im Einklang mit seinen Zielen handelt und dafür zu sorgen, seine Ziele zu erreichen.

6. Persönliche Integrität

Das bedeutet die Integration unserer Überzeugungen, Einstellungen, Werte oder Idealen in unserem Leben und unserem Tun. Verstößt man dagegen, meldet sich ein Störgefühl, oft in Form eines schlechten Gewissens. Integer sein heißt unbescholten, moralisch einwandfrei und aufrichtig zu sein. Leben wir nicht dementsprechend, erwerben wir uns einen schlechten Ruf uns selbst gegenüber. Das Selbstwertgefühl wird dadurch beschädigt. Deshalb ist es auch sehr wichtig, überzogen Maßstäbe zu korrigieren. Mit anderen Worten: Man muss noch gut in den Spiegel schauen können.

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